Sie sind unscheinbar, sensibel und oft gefährdet: Erdflechten, eine Artengruppe, bei der jeweils Pilze und Algen bzw. bestimmte Bakterien eine enge Lebensgemeinschaft bilden.
Oft erst auf den zweiten Blick sieht man die bizarre Welt diverser Grau-, Grün und Brauntöne mit feinen Verästelungen oder auch buntrandigen Trichtern und Bechern. Ein Eldorado für diese seltenen Bodenbewohner ist das Naturschutzgebiet Nemitzer Heide: Über 20 Arten konnten 2015 bei einer Erfassung der Lebensräume im Naturschutzgebiet Nemitzer Heide erfasst werden. Viele davon sind hochspezialisiert und stark gefährdet: Denn sie besiedeln nur die offenbodigen, sauren und trockenen Sand- und Heideflächen.
Doch auch eine andere Art breitet sich unerwünscht in der Nemitzer Heide aus und führt dazu, dass Flechten an manchen Stellen kaum noch „Fuß fassen" können: Es ist das Kaktusmoos (Camylopus introflexus), das seinen Namen wegen seiner glashaarspitzenähnlichen Blätter besitzt. Vor etwa 50 Jahren ist das von der Südhalbkugel stammende Moos nach Deutschland eingeschleppt worden. Auch für Bodenbrüter und für Insektenarten, die auf lockeren, offenen Sand angewiesen sind, werden die undurchdringlichen Moospolster zum Problem.
Im Rahmen des Förderprojektes „Aufbau und Etablierung einer Gebietsbetreuung“ nach der Richtlinie „LaGe“ (Landschaftspflege und Gebietsmanagement) soll dem Kaktusmoos durch flachgründiges Fräsen auf Magerrasenstandorten nun Einhalt geboten werden. Die Maßnahme wird unterstützt durch den Naturpark Elbhöhen-Wendland. In den nächsten Jahren soll dokumentiert werden, ob sich das Moos damit zurück drängen lässt. Sollte diese Maßnahme erfolgreich sein, könnte sie auch an weiteren Stellen durchgeführt werden.
Zur Förderung der lichthungrigen Flechten und der Magerrasenflächen wird im Rahmen des LaGe-Projektes zudem ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Naturpark die Entfernung von jungen Kiefern und Birken durchgeführt.
Fotos
Petra Fischer: wo das Kaktusmoos sich "wie ein Leichentuch" über die Sandmagerrasen legt, haben es andere Arten schwer Fuß zu fassen.
Maike Dankelmann: Mitarbeiter des Naturparks Elbhöhen-Wendland befreien den Sandmagerrasen von unerwünschten Junggehölzen
Heinke Kelm: verschieden Flechten und Moose
Maike Dankelmann:. Mitarbeiter des Naturparks Elbhöhen-Wendland fräsen Teilflächen des Sandmagerrasens