Lüchow-Dannenberg ist Vorreiter in der Nutzung von Künstliche-Intelligenz-Anwendungen in Niedersachsen. Bislang nutzen vor allem große Städte und Kommunen KI-Technik. „Unser Ziel ist es, Arbeitsprozesse effektiver zu gestalten und die Mitarbeitenden so zu entlasten“, sagt Landrätin Dagmar Schulz.
scriba protokolliert Sitzungen
Nach allen Kreistags- und Ausschusssitzungen werden Protokolle geschrieben, um entsprechende Beschlüsse und den Weg zur Beschlussfindung zu dokumentieren. Grundlage dafür sind Audiomitschnitte. Diese werden bislang abgehört, verschriftlicht und zusammengefasst. Bei mehrstündigen Sitzungen ist das viel mühevolle Kleinarbeit. Zusammen mit der Düsseldorfer IT-Firma straiqr.ai GmbH hat der Landkreis dafür an der KI-Anwendung scriba gearbeitet.
„Unser Ziel ist es, Arbeitsprozesse effektiver zu gestalten und die Mitarbeitenden so zu entlasten.“ Landrätin Dagmar Schulz weiß, wie lange es dauert, bis Sitzungen Wort für Wort transkribiert sind. Zukünftig soll die KI-Anwendung automatisch die Audioaufnahmen von Sitzungen und Gesprächsrunden verschriftlichen, die einzelnen Stimmen den entsprechenden Sprecherinnen und Sprechern zuordnen und einen Vorschlag für eine inhaltliche Zusammenfassung formulieren.
„Wir wollen ein hohes Maß an Genauigkeit und Qualität in der Dokumentation sicherstellen“, so Sabrina Donner. Sie leitet die Stabsstelle für Digitalisierung im Landkreis Lüchow-Dannenberg und achtet bei der Entwicklung auch auf Datenschutz und die nötige IT-Sicherheit. Die Daten werden lokal auf eigenen Rechnern des Landkreises verarbeitet und gespeichert.
Fachlich und technisch ist die Entwicklerfirma straiqr.ai GmbH für das Projekt verantwortlich.
„Wir sind ein innovatives Unternehmen mit über fünf Jahren Erfahrung, das sich auf die Entwicklung modernster Lösungen für künstliche Intelligenz spezialisiert hat“, sagt Felix Komoll, Geschäftsführer von straiqr.ai. „Schon nach wenigen Sekunden Sprachaufnahme ist das System in der Lage, die Stimme einem Redner oder einer Rednerin zuzuordnen.“
„Durch die Zeitersparnisse in der täglichen Arbeit wollen wir auch aktiv dem Fachkräftemangel entgegenwirken“, so Schulz. Das gilt auch für andere Anwendung – vor allem in wiederkehrenden Prozessen können KI-Anwendungen die Mitarbeitenden entlasten.
EMMA automatisiert Prozesse
Der Fachdienst „Kinder Jugend und Familie“ wird niedersachsenweit als erste Behörde EMMA einsetzen. Das KI-Programm der Firma Wianco automatisiert Prozessschritte und kann Entscheidungen vorbereiten. Dafür muss die KI-Software vorher für die entsprechenden Prozesse trainiert werden. Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen der Verwaltung können mit der Software, ganz ohne Programmierkenntnisse, wiederkehrende Tätigkeiten eigenständig automatisieren.
So können etwa Anträge auf Vollständigkeit geprüft werden. Im Anschluss bereitet die Software einen Entwurf zum weiteren Schriftverkehr vor, etwa wenn noch Dokumente angefordert werden müssen oder ein Antrag bewilligt werden kann. Die Mitarbeitenden des Fachdienstes prüfen das Ergebnis und korrigieren es bei Bedarf. Eine Entscheidung wird von der KI nicht getroffen.
In Niedersachsen ist Lüchow-Dannenberg bislang der erste Landkreis, der diese Software einsetzt.
(Nach Firmenangaben nutzen die Städte Offenbach, Wiesbaden, Hanau und Gießen, der Landkreis Kassel, der Main-Kinzig-Kreis und der Hochtaunuskreis ebenfalls EMMA.)