Flexible Arbeitszeitmodelle, Führung in Teilzeit, Homeoffice: „Ich habe alles mitgenommen, was möglich ist, und selbst sehr davon profitiert“, sagt Julia Rutzen. Die Personalchefin der Kreisverwaltung ist selbst Mutter. Sie kennt die Herausforderung, einen anforderungsvollen Job und das Familienleben mit kleinen Kindern unter einen Hut zu bekommen.
Dass der Landkreis Lüchow-Dannenberg sich dafür engagiert, in punkto Familienfreundlichkeit kreativ neue Wege zu gehen, ist seit einiger Zeit auch amtlich: Brigitte Kaminski vom Überbetrieblichen Verbund Frau & Wirtschaft in Lüneburg und Dr. Matthias Richter-Steinke, DGB-Geschäftsführer der Region Nordostniedersachsen, übergaben im Lüchower Kreishaus das „FaMi-Siegel“ an die Personalchefin.
Die regionale Auszeichnung FaMi-Siegel erhalten familienfreundliche Unternehmen in Nordostniedersachsen, die sich zuvor in einem Evaluierungsprozess bewährt haben. Für drei Jahre darf die Kreisverwaltung nun mit diesem Siegel werben. „Und das ist nicht zu unterschätzen“, weiß Brigitte Kaminski. „Arbeitsuchende wählen ihren neuen Job heute nicht mehr nur nach den Aufgaben und der Bezahlung aus.“ Die vielzitierte Work-Life-Balance sei vielen ArbeitnehmerInnen, zumal den Jüngeren, sehr wichtig. Viele fragten auch gezielt nach flexiblen Arbeitszeitmodellen.
Das FaMi-Siegel verschaffe den ausgezeichneten Unternehmen einen deutlichen Wettbewerbsvorteil, bekräftigt Dr. Matthias Richter-Steinke. „Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist das ein wichtiger Aspekt“, bestätigt Julia Rutzen. Was tut der Landkreis für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf? „Da gibt es fast nichts, was es nicht gibt“, sagt Julia Rutzen. Ganz oben auf der Wunschliste vieler ArbeitnehmerInnen stünden flexible Arbeitszeitmodelle. „Selbst auf der Führungsebene ist eine Teilzeitbeschäftigung möglich.“ Von fixen Kernarbeitszeiten hat sich die Kreisverwaltung längst verabschiedet, stattdessen gibt es einen großzügigen Gleitzeitrahmen und die Mitarbeitenden haben ein persönliches Zeitkonto. „In Abstimmung mit dem jeweiligen Arbeitsteam ist ein ganztägiger oder auch stundenweiser Zeitausgleich möglich“, erklärt sie. Es gibt Einschränkungen: „In den Bereichen mit Publikumsverkehr müssen die Sprechzeiten abgedeckt sein, die Bürgerinnen und Bürger sollen keine Nachteile haben.“
Die Corona-Pandemie habe die Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten ziemlich vorangetrieben, bestätigt Rutzen, und wir bieten diese Möglichkeit auch weiterhin. „Mitarbeitende mit Kindern oder die, die Angehörige pflegen, nutzen dies sehr gern, aber auch die KollegInnen, die Fahrtwege vermeiden wollen.“ Besonders praktisch: In der Kita am Kreishaus gibt es zwei Belegplätze, die bei Bedarf an Kinder von Mitarbeitenden vergeben werden können.
Kaminski sagt: „Es ist gut zu sehen, wie insbesondere viele Verwaltungen sich in den letzten Jahren entwickelt haben.“ Sie stellt insbesondere eine zunehmende Flexibilität bei den Arbeitszeiten fest. Und auch bei der Besetzung von Führungspositionen mit Frauen sei man nicht zuletzt beim Landkreis Lüchow-Dannenberg „gut vorangekommen“.
Über das FaMi-Siegel:
Das FaMi-Siegel wird durch die Gemeinschaftsinitiative FaMi-Siegel an Unternehmen und Organisationen in Nordostniedersachsen vergeben, die ihre Familienfreundlichkeit dokumentieren wollen. Im Rahmen der Bewerbung betrachten die Bewerber ihre betrieblichen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Pflege und Privatleben. Auch ein Vorort-Termin, unentgeltliche Beratung und der Austausch mit anderen Trägern des Siegels sind Teil des Angebots.
Der Gemeinschaftsinitiative gehören an: Überbetrieblicher Verbund Frau & Wirtschaft Lüneburg. Uelzen e.V., IHK Lüneburg-Wolfsburg, DGB - Region Nordostniedersachsen, Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH, Stadt und Landkreis Lüneburg, Arbeitgeberverband Lüneburg Nordostniedersachsen e.V., Leuphana Universität Lüneburg, Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.